Norwegische WaldkatzenNorwegische Waldkatzen

Wer kennt ihn nicht, den Katzenschnupfen?
Wie ein Damoklesschwert schwebt er über unseren Zuchten, jederzeit bereit zuzuschlagen. Wie viel Kummer, Sorgen und vor allem wie viel Geld hat er uns schon gekostet? Er bereitet nicht nur den betroffenen Züchtern viel Ärgernis, oft auch den Käufern. Im Glauben, ein gesundes Jungtier erworben zu haben, stehen sie nach 4 bis 5 Tagen hilflos einem kranken Tier gegenüber. Sie ahnen nicht, daß dieses durch den Streß der Umstellung erneut am Schnupfen erkrankt ist.

Bösartig und hinterhältig sind sie, diese Viren, die den Katzenschnupfen hervorrufen. Haben sie sich einmal eingenistet, so wird man sie kaum noch los.

Wie viele von uns haben es schon erlebt? Man bekommt einen Wurf, der wächst und gedeiht. Richtige Wonneproppen sind sie, unsere Kleinen. Dann, zwischen der 4. und 7. Lebenswoche, fangen sie an zu niesen, die Augen tränen, und kurze Zeit später werden aus den Wonneproppen bedauernswerte Geschöpfe, bei deren Anblick einem die Tränen kommen.

Verfluchen kann man ihn, diesen Katzenschnupfen, denn eine Freude ist es dann nicht mehr zu züchten. Und wenn der betroffene Züchter glaubt, von diesen Viren endlich befreit zu sein, wenn man erleichtert aufatmet, dann schlagen sie nach einer Ruhephase wieder zu, und alles beginnt von vorne.

0b es möglich ist, den Katzenschnupfen endgültig aus einer Zucht zu eliminieren? Ich sage ja!

Katzenschnupfen - was ist das überhaupt, medizinisch gesehen?

Die Schnupfenvirusinfektion spielt in Katzenzuchten, Pensionen und Tierheimen eine sehr große Rolle. Die Übertragung der Erreger, d. h. die Ansteckung, geht überaus wirksam vor sich. Der Anteil tödlich verlaufender Infektionen ist jedoch trotz des auffälligen und teilweise schweren Krankheitsbildes heute meist gering.

Klinisches Bild:

Schnupfen ist eine Erkrankung des Atmungstraktes. Wie der Name andeutet, ist Niesen das erste sicht- und hörbare Symptom, was eine schnelle Ausbreitung begünstigt. Im Anfangsstadium sind Allgemeinbefinden und Freßlust kaum beeinträchtigt. Mit zunehmendem wässrigdünnem, später schleimigem Nasenausfluß werden die Tiere matter, und Fieber mit ca. 40o C kommt hinzu. Schon während der Anfangsphase zeigen sich Entzündungen der Schleimhäute an Nase, Mund und Augenbindehäuten. Die Augen tränen anfangs, später sind sie stark gerötet und geschwollen. Dann ändert sich das Bild. Der Katarrh wird zunehmend zähflüssig und eitrig. Die Nasenlöcher sind verkrustet, die Augenlider geschlossen und eitrig verklebt. Der Höhepunkt der Erkrankung wird meist am 5. Tag erreicht. Die Patienten atmen nur noch durch den Mund und verweigern jegliche Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. 0ft können die Symptome 3 Wochen und länger anhalten, die Tiere magern ab und trocknen aus. Entzündungen der oberen Atemwege, der Luftröhre, der Bronchien und sogar der Lunge sind weitere Folgen. Ebenso tritt eine Schädigung der Mundschleimhaut auf. Es bilden sich Bläschen und geschwürige Wundflächen auf der Zunge. Geschwürige Defekte zeigen sich bisweilen auch auf der Hornhaut (Cornea) des Auges.

Der Schnupfen ist keine Bagatellerkrankung. Sein Verlauf bis zur vollständigen Genesung dauert 14 Tage bis 3 Wochen, unter Umständen aber auch viel länger. Gefährlich sind vor allem die sogenannten Sekundärinfektionen, das sind bakterielle Besiedlungen der geschädigten Schleimhäute. Hartnäckige Folgeerkrankungen, wie Husten und Entzündungen der Stirnhöhlen sowie der Luftröhre, können sich einstellen und monatelang andauern.

Beim Katzenschnupfen liegt ein deutlich umschriebenes Krankheitsbild vor. Hervorgerufen wird dieser durch unterschiedliche Viren. Zwei Hauptvirusgruppen sind dafür verantwortlich:

1 . Das Herpesvirus

Herpesviren kommen beim Menschen vor - Fieberbläschen am Mund, Gürtelrose, Windpocken - wie auch bei allen Wirbeltierarten. Sie sind sehr labil gegenüber Einflüssen aus der Umwelt. Bei feuchtem Wetter ist das Virus nach einem Tag nicht mehr infektiös, unter trockenen Bedingungen genügen schon 12 Stunden, um es zu inaktivieren. Hitze und gebräuchliche Desinfektionsmittel schädigen es schnell und sind sehr wirksam. Das Virus ist häufig sehr wirtstreu, und man braucht eine Ansteckung einer schnupfenden Katze nicht zu befürchten.

Eintrittspforten des Virus sind Nase, Mund und Augen. Es vermehrt sich anfänglich in den Zellen der Schleimhäute und erreicht dann den Gaumen, die Rachenmandeln und die Luftröhre. Während des Krankheitsverlaufes werden große Mengen von hochinfektiösem Virus mit den Sekreten ausgeschieden. Diese Ausscheidung hält 3 Wochen und länger an. Genesene Tiere sind zwar anfangs immun, bleiben es aber nicht lange. Schon nach kurzer Zeit können sie erneut erkranken.

2. Die Caliciviren

Caliciviren gibt es heute bereits in einer großen Variantenvielfalt, und als Folge der Virusevolution (das Virus mutiert ständig) sind neue Varianten zu erwarten. Die Schutzimpfung kann sich somit als wirkungslos erweisen. Die Impfstoffe müßten ständig angeglichen werden, was leider nicht der Fall ist. Dies erklärt, warum auch geimpfte Tiere an dieser Virusinfektion erkranken.

Caliciviren werden im Gegensatz zum Herpesvirus nicht nur durch die Schleimhäute ausgeschieden, sondern auch durch Kot und Urin.

Sie sind ebenfalls empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen, jedoch stabiler als das Herpesvirus. In trockener Atmosphäre halten sie sich 8 Tage lang, in feuchter 10 Tage. Alle gängigen Desinfektionsmittel können zur Zerstörung angewendet werden.

Beide Virusarten sind ziemlich labil, wenn sie sich außerhalb der Katze befinden.

Welche Strategie benutzen sie aber, um doch ihren Fortbestand in der Katzenbevölkerung zu sichern? Es sind dies zwei Wege:

a) die Infektion von Katze zu Katze,

b) genesene, gesunde Tiere, die den Virus tragen.

Der zweite Weg ist der gefährlichere von beiden. Eine Katze, die nach sichtbarer Gesundung von der Erkrankung weiterhin Viren ausscheidet, nennt man Virenträger oder Dauerausscheider. Bei beiden Virentypen gibt es solche "Virenmutterschiffe".

Das Virus zieht sich nach der Genesung in bestimmte Nervenzellen zurück und verbleibt dort während des ganzen Lebens. Das Charakteristische ist, daß die Virenausscheidung nicht fortwährend, sondern in Schüben auftritt. Während dieser Phase ist das Trägertier hochinfektiös und eine ständige Gefahr. Die Schübe der Ausscheidung erfolgen ohne ersichtlichen Grund, können aber auch Antwort auf bestimmte Streßfaktoren - Tierarztbesuch, Trächtigkeit, Geburt, Ausstellung, Transport etc. - sein. Die Virenausscheidung beginnt etwa 4 - 10 Tage nach dem Streßzeitpunkt und dauert ca. 1 Woche. Begleitet wird sie von milden Symptomen.

Für den Katzenhalter bedeutet dies, daß Tiere mit regelmäßig wiederkehrendem Schnupfen als Träger erkannt werden können.

Um das Ausmaß des Virusträgertums unter den Katzen abzuschätzen, hat es Untersuchungen gegeben. Von Ausstellungstieren, einzeln gehaltenen Katzen und aus Zuchten wurden Rachentupferproben gesammelt und auf das Vorkommen von Herpes- und Caliciviren untersucht. Festgestellt wurde, dass das Calicivirus weit häufiger ausgeschieden wird als das Herpesvirus. Alle untersuchten Tiere machten einen kerngesunden Eindruck und wären gegebenenfalls auch verkäuflich gewesen. Dies ist überaus bedeutsam. Es gehört wenig Phantasie dazu, sich auszumalen, was einer virenfreien Katzenzucht geschehen kann, die ein solches "Virusmutterschiff" erwirbt.

Behandlung des Schnupfens

Zuerst einmal sollten alle Tiere geimpft werden. Dies schützt gegen eine Vielzahl von Virentypen, aber leider nicht gegen alle. So kommt es immer wieder zu Impfdurchbrüchen und zu Erkrankungen bereits geimpfter Tiere. Aber ein "kleiner" Schutz ist besser als gar keiner! Daher auf jeden Fall impfen.

Was ist nun, wenn die Tiere erkranken? Hier steht die Medizin vor einem Problem.

Verstehen kann man dies, wenn man den Mechanismus der Virusvermehrung kennt. Viren vermehren sich ausschließlich in lebenden Zellen, besser gesagt, sie werden vermehrt. Viren haben "Tricks" entwickelt, die ihnen den Zutritt ins Zelleninnere erlauben. Dort werden im Zellkern alle Lebensprozesse gesteuert. Das Virus dringt ein, und der Zellkern beginnt, neue Viren zu produzieren. Schlussendlich stirbt die Zelle ab und entlässt Tausende neuer Viren, die wiederum neue Zellen befallen. Die wirksamste Waffe im Kampf gegen bakterielle Infektionen, die Antibiotika, sind bei Viren wirkungslos und haben nicht den geringsten Einfluss auf die Virenvermehrung. Es ist jedoch unumgänglich, diese Antibiotika einzusetzen, um die Besiedlung von Bakterien - die sog. bakteriellen Sekundärinfektionen - auf den durch das Virus geschädigten Schleimhäuten zu verhindern, bzw. einzudämmen.

Zu den folgenden Therapievorschlägen möchte ich eines sagen: Es ist in jedem Fall notwendig, einen Tierarzt aufzusuchen. Jeder Krankheitsverlauf ist anders, und es ist unbedingt notwendig, einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Also bitte nicht alleine therapieren.

Zuerst einmal sollten in einem gefährdeten Bestand jegliche Streßsituationen vermieden werden. Dies ist natürlich nicht immer möglich. Wenn Tiere erkranken, besonders Welpen, so empfiehlt sich folgendes:

1. In der Anfangsphase sowie während der gesamten Krankheitsdauer sollte man das Eigenabwehrsystem der Katze so gut wie möglich stärken. Sehr gut bewährt hat sich hier Echinacea comp. Ampullen von der Firma Heel, Kitten 0,5 ml täglich subcutan, erwachsene Katzen 1 ml pro Tag. Ausgetauscht werden kann dieses durch Duphapind, besser noch Baypamun KH bei gleicher Dosierung (diese sind jedoch etwas teurer).

2. Um die bakteriellen Sekundärinfektionen einzudämmen, ist eine Antibiotikatherapie notwendig. Am besten gibt man ein Breitsprektrumantibiotikum, eine Penicillin-Streptomycin-Kombination mit Depot- (= Langzeit-) wirkung, welche nur jeden 3. Tag gespritzt werden muß.

3. Zusätzlich gibt man täglich Euphorbium comp. von Heel, ein bewährtes, homöopathisches Mittel bei Sinusitis (es vermindert die Eiterungsbereitschaft und hat einen positiven Effekt auf die Schleimhäute und Nebenhöhlen), erhältlich in Ampullen und in Tropfen.

- Kitten täglich 0,5 ml subcutan oder alle 2 Stunden 2 Tropfen, bei Besserung kann auf 3 x täglich 3 Tropfen übergegangen werden,

- erwachsene Katzen täglich 1 ml subcutan oder anfangs stündlich 5 Tropfen, später 3 x täglich 5 Tropfen.

4. Eventuell träufelt man antibiotische Augentropfen, z. B. Polyspectran oder homöopathische Nasentropfen in die Nase.


5. Die Augeninfektionen behandelt man mit Augensalben, z. B. Refobacin, Kanamytrex, Lacribiotic. Es dürfen keine kortisonhaltigen Augensalben verwendet werden, da mit einer Schädigung der Hornhaut durch das Virus zu rechnen und Kortison bei Hornhautschäden absolut kontraindiziert ist. Ansonsten kann es zu schweren Schäden, Hornhautgeschwüren bis hin zum Verlust des Auges, kommen.

6. Auf jeden Fall ist darauf zu achten, daß den Tieren genügend Flüssigkeit zugeführt wird. Geeignet ist Amynin - eine Traubenzucker-Vitamin-Elektrolytlösung. Im Notfall kann auch auf andere Elektrolyte, wie z. B. Ringerlösung, physiologische Kochsalzlösung, ausgewichen werden. Diese werden vorzugsweise unter die Haut injiziert, täglich möglichst auf 2 bis 3 Dosen verteilt.

7. Die Bläschen und geschwürigen Veränderungen auf der Zunge betupft man mit einer verdünnten (1 : 4) Albothyllösung (beim Tierarzt unter dem Namen Lotagen erhältlich), indem man ein damit getränktes Wattestäbchen auf die Zunge drückt. Die Veränderungen färben sich sofort weißlich,, und die geschädigten Zellen werden abgestoßen.

Da die Medikamente am wirkungsvollsten sind, wenn sie unter die Haut (= subcutan) gespritzt werden, ist ein Tierarzt aufzusuchen. Da es natürlich für viele unmöglich ist, diesen mehrmals täglich zu konsultieren, kann auch zum Teil auf orale Darreichungsformen übergegangen werden.

Diese Behandlung ist kein Allheilmittel, sondern ein Vorschlag, der, mit dem Tierarzt abgesprochen, zu guten Erfolgen führt.

Am besten ist es natürlich, den Schnupfenvirus ganz aus dem Katzenbestand zu eliminieren. Hier möchte ich nun einen Weg aufzeigen, wie dieses erreicht werden kann.

Als erstes müssen die Virusausscheider identifiziert werden. Dies sind die Tiere, die periodisch immer wieder leicht erkranken, sowie die chronisch kranken. Diese Tiere müssen unbedingt den Katzenbestand verlassen, da sie eine ständige Gefahr darstellen. Dies ist nun leicht daher gesagt, sind es doch meist die schönsten und typvollsten Tiere in einer Zucht. Gar nicht davon zu reden, daß man sie ja liebt und sie auf gar keinen Fall in fremde Hände geben möchte.

Es ist hart, sehr hart, aber es gibt leider keinen anderen Weg zur Gesundung des Bestandes. Die betroffenen Tiere gibt man am besten zusammen mit einem Jungtier ab. Im neuen Zuhause erhalten sie sicher ebensoviel Zuwendung wie beim Züchter selbst. Wer dazu absolut nicht bereit ist, der sollte im Interesse der vielen noch ungeborenen Kätzchen auf eine Weiterzucht verzichten.

Um es dem Züchter für den Fortbestand seiner Linien leichter zu machen, empfehle ich ihm, ein Jungtier seiner Virusträgerkatze zu behalten. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist natürlich, daß gerade dieses Kitten gesund ohne Schnupfeninfektion aufwächst.

Wie ist dieses zu erreichen?

Anfang der achtziger Jahre entwickelte Professor Bayer von der tierärztlichen Universität in München einen neuen Paramunitätsinducer, der bei Schnupfeninfektionen erfolgreich eingesetzt werden konnte. Ich will hier nicht näher auf den Mechanismus eines solchen und auf die Funktion des körpereigenen Abwehrsystems eingehen. Dies wäre ein ganzes Kapitel für sich. Es soll nur kurz gesagt werden, daß ein Paramunitätsinducer den Körper in die Lage versetzt, Viruspartikel frühzeitiger zu erkennen und zu bekämpfen. Es kommt also erst gar nicht zu der gefürchteten Erkrankung. Der von Professor Mayer entwickelte Paramunitätsinducer wurde jahrelang unter dem Namen Pindorf von mehreren Tierärzten klinisch getestet. Seit geraumer Zeit ist er unter dem Namen Baypamun KH von der Firma Bayer auf dem Markt

Um nun einen Wurf in einem virusinfiltrierten Bestand gesund aufzuziehen, empfiehlt sich folgender Einsatz von Baypamun:

Mutterkatze: 2 Wochen vor der Geburt 1 ml subcutan, eine Woche vor der Geburt weitere 1 ml, am Tag der Geburt 1 ml und 2 Stunden später noch einmal 1 ml.

Kitten: am Tag der Geburt 0,2 ml subcutan, 24 Stunden später weitere 0,2 ml. Nach einer Woche Wiederholung mit 0,5 ml Baypamun.

Da der Infektionsschutz über die Muttermilch ca. 4 Wochen anhält, sollte man in einem stark gefährdeten Bestand die Kitten in der 5. Lebenswoche noch einmal behandeln.

Wiederum zweimalige Gabe von 0,5 ml im Abstand von 24 Stunden.

Mir sind viele Fälle bekannt, in denen Katzenkinder unter dieser Behandlung tatsächlich gesund aufwuchsen.

Hat man nun ein gesundes Nachfolgetier, so ist, wie bereits gesagt, das Muttertier in jedem Fall abzugeben. Genauso verfährt man mit allen übrigen Tieren, und nach ca. 1 - 2 Jahren ist der Katzenbestand virusfrei. Das Züchten macht wieder Freude, und man kann ruhigen Gewissens seine Jungtiere weiterverkaufen.

Dies nun zum Thema Katzenschnupfen. Sollten Fragen bestehen, so können diese von mir gerne beantwortet werden.


Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin Silvia Röll-Becker